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Kolosseum - Gladiatoren Römer Lexikon A-Z

Kolosseum

Kolosseum
Kolosseum Rom
By clop -Wikimedia Commons

Das Kolosseum (antiker Name: Amphitheatrum Novum oder Amphitheatrum Flavium, italienisch: Colosseo), ist das größte der im antiken Rom erbauten Amphitheater und der größte geschlossene Bau der römischen Antike. Zwischen 72 und 80 n. Chr. erbaut, ist es heute eines der Wahrzeichen der Stadt und zugleich ein Zeugnis für die hochstehende Baukunst der alten Römer.

Die antike Bezeichnung Amphitheatrum Flavium leitet sich von den Kaisern der flavischen Dynastie her, in deren Herrschaftszeit das Kolosseum errichtet wurde. Seit dem 8. Jhd. lässt sich die Bezeichnung Kolosseum (urspr. altgriechisch kolossos) historisch belegen. Die überwiegend anerkannte Deutung dieses Namens geht von einer Kolossalstatue des Kaisers Nero aus, die nach dessen Tod in eine Statue des Sonnengottes Sol umgewandelt und neben dem Amphitheater aufgestellt wurde. Dieser Colossus, der mindestens bis zum 3. Jhd. gestanden hat, soll der Arena den Namen gegeben haben. Auszuschließen ist, dass die römische Bevölkerung des Mittelalters den Bau einfach wegen seiner kolossalen Ausmaße Colosseo genannt hat, da das italienische Wort colosso für „Koloss“ erst seit dem 15. Jhd. Benutzt wird.

Das Kolosseum war nicht nur eine architektonische, sondern auch eine bis ins Letzte durchdachte logistische Meisterleistung. Das Gebäude, das ursprünglich dreigeschossig sein sollte, war beim Tod Vespasians im Jahr 79 nahezu fertig. Es bestand aus drei übereinander angeordneten Arkaden-Reihen zu je 80 Bögen. Die Arkaden wurden durch Halbsäulen gegliedert: zu ebener Erde im dorischen, im zweiten Geschosses im ionischen und im Dritten im korinthischen Stil. Auf Wunsch von Vespasians Sohn Titus wurde ein viertes Geschoss hinzugefügt, das nicht von Arkaden durchbrochen, sondern massiv gestaltet und nur von rechteckigen Fensternischen durchbrochen wurde. Die Außenmauern des Kolosseums wurden in Römischem Travertin ausgeführt, im Inneren wurden jedoch die billigeren Ziegel und Tuff verwendet. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 80 wurde das Kolosseum dem Geschichtsschreiber Cassius Dio zufolge mit hunderttägigen Spielen eröffnet, unter anderem mit Gladiatorenkämpfen, nachgestellten Seeschlachten und Tierhetzen, bei denen 5000 Tiere in der Arena getötet wurden.
Als Arena war das Kolosseum über 400 Jahre in Betrieb, unterbrochen nur in den Jahren 217 bis 238, als es nach einem Brand durch Blitzeinschlag renoviert werden musste.

Geschichte des Kolosseums

Zur Kaiserzeit war das Kolosseum Veranstaltungsort von höchst grausamen Spielen, die von Mitgliedern des Kaiserhauses ausgerichtet wurden und zu denen jeder freie Bewohner Roms kostenfrei kommen konnte. Üblich waren vor allem Gladiatorenkämpfe (munera) und Tierhetzen (venationes), wobei Kämpfe zwischen exotischen Tieren besonders beliebt waren. Zu fast allen Spielen gehörte auch Exekutionen von Verurteilten, vor allem jener, über die die damnatio ad bestias, den Tod durch wilde Tiere, verhängt wurden. Die Verurteilten wurden zudem gezwungen mit Waffen gegeneinander anzutreten (damnatio ad ferrum). Historiker schätzen, dass im Laufe der Jahrhunderte etwa 300.000 bis 500.000 Menschen und viele Millionen Tiere im Kolosseum starben. Andere halten diese Zahlen für viel zu hoch gegriffen.

In der Spätantike, nach der Christianisierung des Römischen Reichs, blieb Rom, das die Hauptstadtfunktion bereits an Mailand und Ravenna (Weströmisches Reich) beziehungsweise Konstantinopel (Oströmisches Reich) verloren hatte, zunächst Hochburg des Heidentums. Für weitere 100 Jahre fanden im Kolosseum Gladiatorenkämpfe statt – zuletzt wohl 434/435. Bereits unter Kaiser Honorius war die Spieltätigkeit jedoch eingeschränkt worden. Tierhetzen blieben gestattet und wurden auch nach dem Ende des Weströmischen Reichs unter der Herrschaft der Ostgoten fortgesetzt. Die letzte (laut Quellen) fand 523 unter der Herrschaft Theoderichs des Großen statt. Das Christentum lehnte die Spiele ab. Spätestens wegen des rapiden Bevölkerungsrückgangs Roms zur spätantiken Völkerwanderung lohnte sich der Aufwand nicht mehr. Zur Zeit der letzten Tierhetze war das Kolosseum bereits durch Erdbeben beschädigt. Spätestens nach den schweren Zerstörungen, die Rom während der Rückeroberungskriege des oströmischen Kaisers Justinian I. erlitt, verfiel das Kolosseum.

Seit dem späteren 6. Jhd. nutzten die verbliebenen Bewohner der verfallenden Stadt die Arkaden und Gänge des Kolosseums für Wohnungen. Schwere Schäden entstanden durch Erdbeben in 847 und im Jahr 1349. Im 12. Jhd. wurde die Arena teils in die Stadtfestung des Adelsgeschlechts der Frangipani einbezogen. Während des ganzen Mittelalters bis in die Zeit der Renaissance und des Barock wurde das Kolosseum von den herrschenden Familien Roms und den Päpsten als Steinbruch für ihre Bauten genutzt. So blieb vom äußeren Ring der monumentalen, viergeschossigen Fassade nur die nördliche Hälfte übrig. Der Zerstörung wurde erst Einhalt geboten, nachdem Papst Benedikt XIV das Kolosseum im 18. Jhd. zur geweihten Märtyrer-Stätte erklärte. Er ließ einen Kreuzweg mit Kapellen darin einrichtete und ordnete per Edikt 1744 den Erhalt des Kolosseums an.

Das Kolosseum heute

Inzwischen war das Monument längst zur Sehenswürdigkeit geworden: ein erhabenes Exempel für den Verfall einstiger Größe. Im 19. Jhd. wurde begonnen, den verfallenen Bau zu sichern und archäologisch zu erforschen. Durch Untersuchungen im Kellergeschoss unter der Arena konnte sogar die Funktionsweise der antiken Bühnentechnik geklärt werden. Seit 1964 findet im Kolosseum an jedem Abend des Karfreitags ein Kreuzweg mit dem Papst statt.

Die von Mussolini verwirklichte Via dell’Impero führt direkt auf das Kolosseum zu und erzeugt so eine Sichtachse, die vielen Rom-Fotos eine Bildachse mit dem Kolosseum in der Mitte liefert. Der römische Straßenverkehr rund um das antike Monument, auch auf der Via dei Fori Imperiali, setze durch Abgase jahrzehntelang der Bausubstanz des Kolosseums erheblich zu. Auf Initiative von Menschenrechtsorganisationen ist das Kolosseum seit 1999 Monument gegen die Todesstrafe. Immer wenn ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Staat dieser Welt die Todesstrafe abschafft, wird das Kolosseum 48 Stunden lang bunt angestrahlt.

Die markante Ruine des Amphitheaters ist zum Wahrzeichen Roms geworden – Symbol für die Stadt und ihre Bürger. Die Verwendung des Icons des brennenden Kolosseums für die Software Nero ist allerdings historisch nicht korrekt. Denn der römische Kaiser Nero könnte zwar ein Brandstifter für den Großen Brand von Rom in 64 gewesen sein, das Kolosseum wurde jedoch erst von seinem Nachfolger Vespasian erbaut.