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Der antike Golf von Biscaya: Mare cantabricum

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Die Pyrenäen als Satelliten-Foto. Jacques Descloitres, MODIS Land Rapid Response Team, NASA/GSFC via wikimedia commons.

Antikes Mare Cantabricum – der Golf von Biscaya

Der Golf von Biscaya wurde in der Antike als eigenständiges Meer angesehen. Angesichts der geografischen Situation und der damaligen Schifffahrtskunst war dies kaum erstaunlich.

Die klassische antike Bezeichnung für den Golf von Biscaya war Mare Cantabricum. Dieser Begriff bezieht sich auf den Stamm der Cantabri, der die Küsten Nordspaniens und die Gebirge rund um die Pyrenäen bewohnte. Die Stämme waren wild wie das Meeresklima! Der Golf von Biscaya ist eine Meeresbucht des Atlantischen Ozeans mit rund 195.000 Quadratkilometern Größe – rund 550 Kilometer lang und zirka 400 Kilometer breit. Im Süden befindet sich die felsige Steilküste Spaniens und im Osten und Nordosten lagen die flachen Küstengebiete Galliens. Die Flüsse Garumna (Garonne) und Liger (Loire) münden in den Golf von Biscya.

Entstehung und Beschaffenheit der Biscaya-Bucht

Die Iberische Halbinsel vollzog eine Linksdrehung im Frühtertiär, als der Kontinentalblock aufriss. Auf diese Weise entstand die Bucht von Biscaya. Im Miozän endete diese tektonische Bewegung. Im Norden geht das Meer in den Ärmelkanal und im Westen in den Atlantik über. Das Gewässer ist berüchtigt für seine Winterstürme und hohen Wellengang. Die Phönizier erschlossen für die Mittelmeervölker das Gebiet erstmals durch ihre Handelsfahrten. Der Golf diente den Handelsleuten in erster Linie als (gefährliche) Route zu den Zinninseln im Norden. Mit der Eroberung Spaniens und Galliens kam das Gewässer unter römischen Einfluss. Bedeutende Häfen waren Condivincum (später Portus Namnetum genannt; Nantes) und Venetae (später Dariorigum genannt; Vannes).

Frankreich und Spanien teilen sich den Golf

Noch vor dem Zusammenbruch Westroms drangen Jüten, Angeln und Sachsen in das Gebiet des Golfs von Biscaya vor. Der nördliche Teil der Region stand um 500 zudem unter dem Einfluss des kurzlebigen Reich des Syagrius in Gallien sowie von Flüchtlingen aus Britannien. Der Südteil des Gebiets am Golf stand unter der Regie von Westgoten. Später übernahmen die Franken dieses Gebiet und traten in die Fußstapfen der Goten. Erst im 9. Jhd. n. Chr. überrannten die Normannen systematisch die Küstenländer und nahmen die Region für sich ein. Bis in die heutige Zeit teilten sich Frankreich und Spanien den Golf von Biscaya.

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