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Die Erde steht offen: römisches Totenfest

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Die Erde steht offen: Fest der Römer und Skulptur in Hamburg „Geöffnete Weltkugel“ (vor 2012). Marion Hild/wikimedia commons.

Römisches Totenfest: Das „Mundus patet“

Die Römer stellten sich in der Antike den Ort für die Verstorbenen nicht wie einen Himmel vor, sondern vermuteten ihren Verbleib unter der Erde, in der so genannten Unterwelt.

Die römischen Totenkulte zeigen deshalb auch immer eine gewisse Erdverbundenheit.

Dreimal im Jahr, stets in den Monaten August, Oktober und im Monat November, feierten die Römer traditionell ihr römisches Totenfest, das „mundus patet“, das außerdem auch Erntefest war! …

Übersetzt heißt dies so viel wie: „Die Erde steht offen“. Denn das lateinische Wort mundus bezeichnet nicht nur die Weltkugel sondern ebenso den Erdboden, der nach römischer Vorstellung das Diesseits und das Jenseits trennt. Wenn sich die Erde öffnete, fühlten sich die antiken Menschen ihren Verstorbenen besonders nahe. Die Tage des römischen Totenfestes Mundus patet galten den Römern entsprechend als hohe Feiertage, an denen die Geschäfte geschlossen blieben und sogar im Kriegsfall nicht gekämpft wurde!

Mundus patet war neben Totenfest, auch Erntefest!

Die Römer feierten ihr traditionelles römisches Totenfest „mundus patet“ ganz bewusst während der Erntezeit, denn das reife Getreide symbolisierte für sie Vergänglichkeit, stand aber auch für die Entstehung von Neuem. Der Tod bedeutete den Römern ein Weiterleben in der Unterwelt, ebenso, wie die neue Saat im Winter unter der Erde liegt, um im Frühling eine neue Pflanze gedeihen zu lassen. Auch eine römische Sage zeichnet diesen Glauben der Römer an das Leben auf der Erde und den Tod in der Unterwelt, beziehungsweise das „Leben“ in der Unterwelt ab: Es ist der Mythos von Ceres, der Göttin des Ackerbaus, und Proserpina, ihrer Tochter.

Römisches Totenfest: Mythos um den Unterweltglaube

Die Tochter von Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus, Proserpina, wird als junges Mädchen von Pluto, dem Gott der Unterwelt, geraubt. Ceres aber lässt das nicht zu und handelt mit Pluto aus, dass ihre Tochter Proserpina nur ein halbes Jahr unter der Erde verbringen muss. Das andere halbe Jahr soll sie mit ihr in der Oberwelt leben. Dem Mythos nach ergab es sich deshalb, dass immer wenn Proserpina in die Unterwelt muss, Ceres um sie trauert und es wird Winter. Erst wenn ihre Tochter wieder bei ihr ist, hört die römische Göttin des Ackerbaus auf zu trauern und lässt es Frühling werden und alles keimen und gedeihen.

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