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Pantheon - Götter Römer Lexikon A-Z

Flussgottheiten mit wehendem Gewand

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Der Tiber nördlich von Rom. Via wikimedia commons.

Flussgottheiten der römischen Antike

Die Römer personifizierten ihre Flüsse! Ja, wirklich, hauptsächlich auf römischen Münzen, aber auch auf einigen Bauwerken, beispielsweise dem Konstantinsbogen, sind personifizierte Darstellungen von Flüssen angebracht. Die Bildnisse charakterisieren die Gewässer vielmehr, als dass sie als eigenständige Personen zu deuten wären. Die römischen Flussgötter sind meist liegend dargestellt, was ihrem Charakter als Fluss entspricht, der die Landschaft durchfließt. Zudem ordneten die Römer die Gottheiten der Flüsse scheinbar eher der Nacht zu, denn ihre Ausrichtung ist in der Regel nach links gerichtet. Mit einem Bezug nach links stellten die Römer Gottheiten dar, die mit der Nacht verbunden sind, rechts stand für das Tagesbewusstsein.

Wehende Gewänder der römischen Flussgötter

Ebenfalls auffällig bei der Darstellung der römischen Flussgottheiten ist, dass sie vielfach ein wehendes Gewand trugen. Auch dieses schleierartige Attribut ist typisch für Gottheiten der Nacht. Andere Beispiele sind etwa Pluto oder auch die Mondgöttin Luna. Das Wasser der Seen und Flüsse sahen die Römer als direkte Anwesenheit einer unterirdischen, schicksalsbeeinflussenden Macht. Die religiöse Sitte, ins Wasser gefallene Waffen nicht aufzuheben gab es übrigens nicht nur bei den Römern! Die Flussgötter der Römer galten als erdbezogenen Gottheiten, denn das Wasser quellt aus der Erde und der Strom ist das Sinnbild für Vergänglichkeit – auch wenn er unvergänglich ist. Für die Römer hatten Flüsse eine prophetische Natur. Römer nahmen Flüsse auch gerne als Grenze – nicht etwa Berge! Denn Flüsse haben immer auch einen Grenzcharakter. Der Fluss gilt als Numen für den Übergang über die Grenze.

Flussgötter aus der römischen Erfahrungsreligion

Flussgötter gehören im Gegensatz zur Offenbarungsreligion, der Erfahrungsreligion an und sind damit nicht etwa Glaubenssache. Was die Römer in einem Fluss sahen, konnte als Ausdruck des Göttlichen gedeutet werden. Erlebnisse bestätigten solche Anerkennung. Nach römischer Überzeugung gab es sehr wohl Erlebnisse, die sich als epiphania, als Erscheinung eines Flussgottes begreifen ließen. Dies gilt übrigens auch für viele andere Erscheinungsformen des Göttlichen in der Antike.

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