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Hadrianswall | Die Zeit nach dem Hadrianswall

Die letzten Bewohner der römischen Kastelle

Archäologische Funde beweisen, dass einige Kastelle am römischen Hadrianswall noch etwa 100 Jahre lang von den Nachkommen römischer Soldaten bewohnt wurden. In dieser Zeit wandelten sich die römischen Kastelle entweder zu Wehrdörfern (oppida) oder sie verkamen zu Steinbrüchen. Die alten römischen Meilenkastelle wurden unter anderem als Viehpferche genutzt.

Ausgrabungen in Birdoswald zeigten, dass die Infrastruktur des römischen Walls und seiner ehemaligen römischen Kastelle weiter genutzt wurde bis sie schließlich unbrauchbar waren und durch einfachere Holzgebäude ersetzt wurden. Ein Kastell war noch lange nach Ende der römischen Herrschaft bewohnt. Seine Bewohner waren eine autonome und bäuerlich geprägte Gemeinschaft. Sie pflegten wohl noch im 5. Jhd. die Traditionen und Kultur der römischen Militäreinheiten, von denen sie abstammten. Spuren auf Grabungsplätzen entlang des Walls sprechen für solche Aktivitäten.

Was in Birdoswald geschah, war vermutlich so oder ähnlich auch in anderen Regionen entlang des römischen Walls geschehen. Die Inschrift eines Grabsteins aus Vondolanda ist in einem schon sehr verwilderten Latein abgefasst, das jedoch nicht zu einer klassisch-römischen, sondern eher zu einer frühmittelalterlich-christlichen Kulturgemeinschaft passt. Exakt datiert ist sie nicht, stammt jedoch vermutlich aus dem 5. oder 6. Jhd.

Der Hadrianswall als Materiallieferant für neue Bauten

Der oströmische Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea erwähnt um 550 eine Mauer (teichos), die die Insel Brittia in einen römischen und einen lebensfeindlichen nichtrömischen Teil scheide und „in alter Zeit“ errichtet worden sei. Dass der Wall ein römischer Bau war, wusste der Geschichtsschreiber scheinbar nicht. In den späteren Jahrhunderten wurde der inzwischen nutzlos gewordene römische Wall abgetragen, um seine Steine als wertvolle Bausubstanz anderenorts zu verwenden.

Bekannt ist, dass Steine aus dem römischen Hadrianswall für den Bau des Klosters Lanercost Priory benutzt wurden. Ein großer Teil des Gesteinsmaterials des antiken Hadrianswalls wurde zudem im 18. Jhd. zur Pflasterung einer Militärstraße (der heutigen B6318) verwendet.