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Römische Götter | Kybele

Römische Göttin Kybele
Römische Göttin Kybele

Die römische Erdenmutter – Göttin Kybele

Der Name der römischen Göttin Kybele stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie die große Göttermutter vom Berg (lateinisch Mater Deum Magna Ideae, kurz Magna Mater). Gemeinsam mit ihrem Geliebten, Attis, wurde Kybele ursprünglich in Phrygien (Kleinasien) und später in Griechenland, Thrakien und Rom verehrt.

Der Kybele- und Attis-Kult war bis in die Spätantike im gesamten römischen Reich als Mysterienkult verbreitet.

Der Mythos um die römische Göttin Kybele

Dem Mythos zufolge schlief Zeus einmal auf dem Berg Agdos in Phrygien ein und ließ dabei seinen Samen zu Boden fallen. An dieser Stelle wuchs der zwitterhafte Agdistis aus einem Felsen. Er war ein furchterregendes Wesen und wurde deshalb von den übrigen Göttern kastriert. Der so von seiner Männlichkeit befreite Agdistis wurde zur großen Mutter Kybele. Aus den abgetrennten Genitalien entstand Attis.

Da Kybele und Attis ursprünglich eine Person waren, zogen sie sich gegenseitig an. Lange streifen die beiden glücklich durch die phrygischen Berge. Doch dann beschließt Attis die Tochter des Königs von Pessinus zu heiraten. Die Hochzeit ist in vollem Gange als die vor Eifersucht rasende Kybele auf dem Hof erscheint und die gesamte Hochzeitsgesellschaft mit Wahnsinn straft. Auch Attis verliert den Verstand. Er rennt in den Wald und entmannt sich unter einer Pinie, wodurch er verblutet. Kybele bittet den Göttervater Zeus, Attis wieder zum Leben zu erwecken.

Doch Zeus gewährt lediglich, dass der Leichnam von Attis nie verwesen soll. Kybele bestattet Attis in einer Berghöhle bei Pessinus und lässt ihn von einer Priesterschaft aus Eunuchen hüten. Jährlich stiftet die römische Göttin Kybele einen Kult der Beweinung mit einem großen Fest für den toten Attis.

Der Kult der Römer um die römische Göttin Kybele

Zur Zeit des zweiten Punischen Krieges (218–201 v. Chr.), als Hannibal sich auf dem Vormarsch in Norditalien befand, fanden die Römer in den Sibyllinischen Büchern den Schicksalsspruch: „Dir fehlt die Mutter; drum such – ich befehl es dir, Römer – die Mutter…“ Nach Auskunft durch das delphische Orakel war dies die Göttermutter auf den idäischen Höhen Phrygiens. Im Jahr 205 v. Chr. wurde die Kybele in Gestalt eines faustgroßen Meteoriten feierlich von Pessinus nach Rom geholt und in eine Silberstatue eingearbeitet. Diese stellten die Römer sodann im Victoria-Tempel auf dem Palatin auf.

Im Jahr 203 v. Chr. zogen die Karthager aus Italien ab und wurden 202 v. Chr. von den Römern besiegt. Diesen Sieg dankten die Römer dem Schutz der großen Mutter und im Jahr 191 v. Chr. erhielt sie einen eigenen Tempel auf dem Palatin. Die Göttin Kybele wurde von da an zu einem wichtigen Bestandteil des Staatskultes. Jährliche Spiele, die ludi Megalenses, vom 4. bis 11. April, wurden ihr geweiht und der Prätor erbrachte ihr ein Opfer.

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