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Römer Lexikon A-Z

Lemuren & Larvae: böse und gute Totengeister

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Von außen wirkten Larvae wie Skelette! By Oceancetaceen Alice Chodura, wikimedia free.

Lemuren und Larvae

Allgemein stand im alten Rom auch der Begriff Lemuren für die Totengeister. Die Guten waren die Lares, die Bösen wurden als larvae bezeichnet und die Neutralen als Manes.

Die Vermischung dieser geisterhaften Erscheinungen im antiken Glauben war bereits bei den Römern vorhanden und die Begriffe ließen und lassen sich schwer voneinander trennen.

Sicher aber ist, dass mit den Totengeistern jene Verstorbenen gemeint waren, die keine angemessene Grabstätte erhalten hatten oder etwa zu Lebzeiten Straftaten begangen hatten – und nun im Jenseits keine Ruhe fanden.

Die bösen Totengeister: Larvae

Larvae waren meist Totengeister von Angehörigen, die nach altem römischem Volksglauben spukten und schädlich wirkten. Sie wurden auch den Lemuren gleichgesetzt. Vom Aussehen her wirkten sie wie Skelette und sie quälten die Toten wie die Lebenden. Sie galten als Verantwortliche für Wahnvorstellungen, die sie im römischen Volksglauben hervorrufen konnten. Einen von einem bösen Geist Besessenen nannten die Römer larvatus. Nicht selten machten die Römer ihren Kindern mit den Gestalten aus der Unterwelt Angst, wenn sie nicht artig waren. Da die Lemuren und die Larvae Gestalten aus der so genannten Unterwelt waren, wurden ihnen Opfer nur nachts dargebracht.

Lemuria im Mai und Lemuren aus Madagaskar!

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Katta gehören zur Familie der Lemuren. By Richard Bartz, Munich aka Makro Freak via wikimedia commons free licence.

Das archaische Fest Lemuria wurde am 9., 11. und 13. Mai begangen um die Totengötter zu besänftigen. An diesem Tag wurden die Tempel geschlossen und es fanden keine Hochzeiten statt. Die Feste Lemuria (gegen die Lemuren) und Parentalia, das neuntägige Fest ab dem 13. Mai für die Manen, dürften in der Antike parallel existiert haben. Hintergrund bei Parentalia ist die Verbundenheit mit den Ahnen. Lemuria diente zur Abwehr der Furcht vor Gespenstern.

Der Privatkult war eine häusliche Begehung des Familienoberhaupts: Zu Mitternacht ging dieser barfüßig durch das Haus und legte dabei die Finger zum Abwehrzauber zusammen. Er wusch sich die Hände mit Quellwasser, warf schwarze Bohnen hinter sich und sprach neunmal die Formel: „Diese opfere ich, ich kaufe mich und die Meinen mit diesen Bohnen frei.“ Anschließend wusch er sich erneut die Hände. Schließlich rasselte er mit metallenen Geräten und rief erneut neunmal: „Manes exite paterni!“ (O Manen, verlasst den väterlichen Wirkungsbereich). Gespensterhaft kommen auch die Lemuren, die Halbaffen Madagaskars daher, weshalb wohl ihr wissenschaftlicher Name aus dem Lateinischen entnommen wurde!

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