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Pantheon - Götter Römer Lexikon A-Z

Das Pantheon: als Grabeskirche wiedergeboren

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Das Pantheon als Teil des römischen Kaiserforums. Aquarell by Rudolf Ritter von Alt (1812- 1905) via wikimedia commons.

Hadrians Tugend und das Pantheon

Als Hadrian das Pantheon wieder errichten ließ, verzichtete er darauf, seinen Namen an dem Bau anbringen zu lassen.

Er nannte in der Inschrift auf dem Fries des Pronaos Agrippa als Bauherrn. Dies entspricht der Politik Hadrians, der seine tugendhafte Zurückhaltung gern inszenierte. Vermutlich erfüllte dass das hadrianische Pantheon denselben Zweck wie der Vorgänger aus der Zeit des Kaisers Augustus. Die für den Wiederaufbau gewählte Bauform des überkuppelten Zentralraums hat in der damaligen Tempelarchitektur keine Vorbilder. Deshalb wurde vermutet, dass das Pantheon Hadrians nicht etwa ein Sakralbau gewesen sei, sondern eher eine Art Kaiseraula, ein Audienz- und Gerichtsraum, als Teil eines Kaiserforums.

 

Der Blick der Gestirne

Die den Himmel abbildende Kugelkuppel, das Opaion, als Öffnung zu den Gestirnen, dessen Licht im Laufe des Tages über die Kuppel wanderte, sowie die Siebenzahl der Wandnischen deuten jedoch auch beim hadrianische Pantheon auf eine Nutzung als Tempel der Gestirngottheiten hin. Das Opaion stellt auch in dem neuen Bau die direkte Verbindung zum offenen Himmel her. Dieses war ein wichtiges Element in Agrippas Pantheon und drohte durch die Errichtung der Kuppel verloren zu gehen.

Das Pantheon als Grabeskirche

Ab der Renaissance wurde das Pantheon zur Grabeskirche. Bedeutende Künstlerpersönlichkeiten wurden hier bestattet, unter ihnen die Maler Raffael (1483–1520), Perino del Vaga (1501–1547), Giovanni da Udine (1487–1564) oder Taddeo Zuccari (1529–1566). Auch der Architekt Baldassare Peruzzi (1481–1536) und der Komponist Arcangelo Corelli (1653–1713) fanden im Pantheon ihre letzte Ruhe. Raffael ließ sich in einem antiken römischen Sarkophag bestatten, an dem die von Pietro Bembo verfasste Inschrift angebracht wurde: ILLE HIC EST RAPHAEL TIMUIT QUO SOSPITE VINCI /RERUM MAGNA PARENS ET MORIENTE MORI „Jener hier ist Raffael. Die Mutter aller Dinge (die Natur) fürchtete, als dieser lebte, (von ihm) besiegt zu werden, als dieser starb, (selbst) zu sterben.“ Auch Raffaels Verlobte oder das Herz des Kardinals Ercole Consalvi fanden im Pantheon ihre letzte Ruhestätte. Nach der Vereinigung Italiens diente das Heiligtum als Grabstätte der ersten beiden italienischen Könige Viktor Emanuel II und Umberto I sowie dessen Ehefrau Margarethe von Italien.

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