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Römische Tempel | Das Areal der Götter

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Gut erhaltener römischer Podiumstempel in Nimes. By Steffen Heilfort via wikimedia commons, Free Licence.

Römische Tempel

Die architektonische Bezeichnung Tempel ist eine direkte Entlehnung aus dem Lateinischen.

Ursprünglich bezeichnete Templum jenen Bereich, den der Augur, ein römischer Kultbeamter, der den Götterwillen interpretieren konnte, aus der natürlichen Umgebung „herausschnitt“. Dies ist die griechische Bedeutung des Begriffs für Tempel. In diesem Bereich machte der Interpret des Götterwillen seine Beobachtungen.

Beim augurium las er aus dem Verhalten und Geschrei von Vögeln und anderen Tieren den Willen der Götter ab. Nur das wurde als Auspizien – der Beobachtung von Vögeln (auspicia – Vogelschau) gedeutet und zum göttlichen Zeichen erhoben, was in diesem Bereich, eben im von der profanen Welt abgetrennten Templum geschah.

Der römische Tempel: Areal für die Götter

Diese Tätigkeit des Auguren nannte man „contemplatio“, woher das Wort für Kontemplation stammt – es ist eine verinnerlichte Betrachtung. Die Entwicklung zum Tempelgebäude hatte vermutlich den Grund, dass ein solches Fanum, ein Heiligtum, geographisch von der Welt außerhalb abgetrennt werden sollte. Schließlich galten die Zeichen als Manifestationen eines Gottes. Damit beanspruchte dieser Gott dann das Areal des Tempels für sich. Ein römischer Tempel oder eine sakrale Anlage wurde für seine Aussagen angelegt.

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Römischer Bau der Tempel – von den Etruskern und Griechen

Im römischen Sakralbau vermischen sich etruskische und griechische Einflüsse. Etruskische Tempel erheben sich auf einem hohen Sockel und setzen sich somit deutlich von der Umgebung ab. Sie sind richtungsbezogen und haben einen rechteckigen Grundriss. Eine Freitreppe an einer der Schmalseiten führt in die Vorhalle, welche aus einer offenen Säulenhalle besteht, die vor der oft dreiteiligen Cella, dem Innenraum, liegt. Der sakrale Bau der Etrusker wurde von einem flachen Satteldach mit Tonziegeln abgedeckt.

Die Römer übernahmen dieses etruskische Vorbild beim Bau ihrer römischen Tempelanlagen. Jedoch wurden auch die griechischen Einflüsse antiker Tempel stärker, insbesondere nach der römischen Eroberung Griechenlands im 2. Jhd. v. Chr. Der Grundriss der römischen Tempel wird in Längsrichtung gestreckt, die Cella wird im Verhältnis zur Vorhalle größer. Ihre Dreiteilung wird zugunsten eines Großraums im Tempel aufgegeben.

Ein gut erhaltenes Beispiel für einen typischen römischen Tempel ist aus augusteischer Zeit die Maison Carrée in Nimes.