Kategorien
Römer Lexikon A-Z

Römische Wagen: Reise mit Porsche und Cabrio!

Kutsche_Schattenbild
Römer reisten in Kutschen. By Nic Fallbach via wikimedia commons.

Römische Wagen: beschwerliche Reise

Im Personen-Reiseverkehr dominierten unter den vierrädrigen Wagen die rheda und die carruca.

Wer mit Gepäck und in Gesellschaft unterwegs war, wählte die robuste rheda, ein Fahrzeugtyp, den die Römer von den Galliern übernommen hatten. Die Reisenden saßen mit vier bis sechs Personen auf gegenüber oder hintereinander angeordneten Bänken, vorne der Kutscher (mulio). Der schwere Wagen wurde zwei- oder vierspännig gefahren. Bis zu zehn Maultiere oder Esel kamen zum Einsatz wenn die Straßenverhältnisse schlecht waren oder die gesetzlich festgeschriebene Maximallast von 1000 Pfund (330 kg) überschritten wurde – was häufig genug der Fall war. Die wenig komfortablen rhedae hatten selten ein Verdeck. Außerdem kamen sie aufgrund ihrer Schwere nur langsam voran. Trotzdem waren sie als Miet-Wagen – sicherlich auch wegen ihrer Zuverlässigkeit – sehr gefragt. Dass Caesar einmal über mehrere Tage hinweg in einer rheda – natürlich bei ständigem Wechsel der Zugtiere – eine Tagesstrecke von 150 Kilometer zurücklegte, galt als Rekord einer „unglaublichen Schnelligkeit“ (Suet. Caes. 57). Die Normalität waren rund 36 Kilometer am Tag.

Römische Wagen: Carruca – der römische Porsche

Gewissermaßen der Porsche unter den rheda war die carruca. Zwei Insassen fanden auf der Rückbank relativ viel Platz. Auf der vorderen Bank saß der Kutscher. Hohe Beamte nutzten sie zu Dienstfahrten und entsprechend repräsentativ waren solche carrucae mit Reliefs oder Bronze- und Silberapplikationen geschmückt. Schutz gegen Wetter und Schmutz boten die mit Leder oder Leinwand überdachten carrucae dormitoriae (Schlaf-carrucae), die zum Teil mittels einer elastischen Konstruktion aus Metallbügeln und Lederriemen über eine Federung der Karosserie verfügten. Dies war ein zusätzliches Plus an Bequemlichket, das solche Versionen zu einem „Nobel-Wagen“ der Reichen und Mächtigen aufwertete. Der vornehmste unter den zweirädrigen Wagen aber war das carpentum, ein mit zwei Maultieren bespannter, von einem gewölbten Dach bedeckter Wagen (currus arcuatus), in dem häufig Frauen fuhren – weibliche Angehörige der kaiserlichen Familie ebenso wie Damen der Halbwelt vom Schlage einer Cynthia, die sich ein seidengepolstertes carpentum von einem reichen Verehrer ausleiht (Prop. IV 8, 23).

Römer reisten im „Cabrio“

Für schnelles Reisen wie Überland- oder Spazierfahrten stand das essedum zur Verfügung, ein aus dem gallisch-britannischen Streitwagen hervorgegangenes, leicht offenes Fahrzeug für zwei Personen. Gewöhnlich wurde auch dieser Wagen von einem Kutscher gelenkt, doch war es auch üblich, dass ein Reisender selbst die Zügel in die Hand nahm. Ein noch leichteres und deshalb schnelleres „Cabrio“ war das cisium. Der Reisende konnte es selbst lenken, ebenso wie den verwandten covinnus. Erhöhte Geschwindigkeit war übrigens auch für den Berufsstand der cisiarius (professioneller Kutscher) schon damals nicht untypisch.

Da Reisen aber immer holprig, beschwerlich und langatmig war zu dieser Zeit, ließ sich übrigens der dem Würfelspiel verfallenen Kaiser Claudius seinen Reisewagen zum Spielzimmer umbauen, in dem durch technische Vorrichtungen gesichert war, dass auch bei holpriger Strecke die Würfel nicht durcheinander gerieten (Suet. Claud. 33, 2).

Kutsche_Schattenbild

QQ: Prop. IV 8, 20 ff.; Hor. Sat. I 5; Verg. Catl. 8, 1 ff.; Ov. am. II 16, 49 ff.; Mart. III 47; III 72; XII 24; Juv. III 232 ff.; VIII 146 ff.; Cod. Theod. VIII 5; 8; Isid. Etym. XX 12; CIL I 206, 56 ff.