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Römer Lexikon A-Z

Römischer Brautzug: Begleitet von Spottvers!

Nüsse
Nicht nur Verse spielten bei der Zeremonie eine Rolle: Reife Nüsse der Baum-Hasel by Rcbttr via wikimedia.

Tradition Spottverse: Römischer Brautzug

Traditionell erfolgte ein römischer Brautzug vom Fest zur neuen Heimat der Braut. Dabei wurden üblicher Weise derbe Scherzgesänge (fescennina iocatio), Verse gesungen und tosender Lärm gemacht.

Die begleitenden Freunde und Gäste der Feier streuten Nüsse, um Unheil abzuwenden und Fruchtbarkeit zu wünschen. Rocken und Spindel wurden als Zeichen hausfraulicher Tätigkeit hinter der Braut her getragen. Der Ruf talasse oder talassio wurde gerufen.

Römischer Brautzug: Vom Spottvers begleitet!

„Ite, agite, o pueri, pariter sudate medullis omnibus inter vos, non mumura vestra columbae, brachia non hederae, non vincant oscula conchae”, war etwa einer der Spottverse, die auf dem römischen Brautzug erklangen. Übersetzt heißt dies so viel wie: „Eilet, Kinderchen, eilet in gegenseitiger Wollust, kämpfet den heißen Kampf. Nicht stehet nach girrenden Tauben, nicht an Umschlingung dem Efeu, nicht an Küssen den Schnecken.“

Römischer Brautzug: Die Ankunft der Braut im neuen Heim

Am Haus des Bräutigams erwarteten die Gäste die traditionellen Hochzeitsfackeln. Sie waren der römischen Göttin Ceres heilig und sollten dem Brautpaar Glück verheißen. Dem Ritual zufolge salbte die Braut den Türpfosten mit Öl und umwickelte ihn mit Wolle. Anschließend wurde die Braut über die Türschwelle getragen. Im Haus empfing sie der Bräutigam mit Wasser und Feuer, dem Wesentlichen im Haushalt. Dieser zeremonielle Akt berechtigte die Braut fortan zur Teilnahme am häuslichen Kult. Mit sich hatte die Braut drei Asse. Das erste der Geldstücke gab sie dem Bräutigam in die Hand. Das zweite legte sie in den Herd, zum Symbol für die Häuslichkeit und das dritte As legte sie auf die am nächsten gelegene Wegkreuzung (compitum) für die Laren nieder.

Anschließend wurde die Braut auf ein hölzernes fascinum (Phallos) gesetzt, welches Mutinus Titinus – den Phallus – personifizierte. Schließlich wurde das Brautpaar zum Brautbett (lectus genialis) geleitet, welches von der Brautführerin (pronuba) im Ehegemach oder im Atrium für sie aufbereitet worden war. Wenn die beiden dann allein waren, konnte die Braut ihren Schleier abnehmen und der Bräutigam ihren kunstvoll geknoteten Gürtel lösen. Den eigentlichen Abschluss der römischen Feierlichkeit zur Hochzeit, bildetet dann aber zudem noch der nächste Tag: Auch an diesem Tag empfing das Brautpaar Verwandte und Freunde. Sie wurden reich beschenkt und Opfer wurden zu Ehren des jungen Paares erbracht. Bei der repotia, dem abschließenden Festmahl, fungierte die frisch gekürte Hausherrin (domina) zum ersten Mal als Gastgeberin des Hauses, in das sie eingeheiratet hatte.

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