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Gladiator | Ein Tag in der Arena

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Auf einem Mosaik aus Zliten sind Gladiatoren in Rüstung abgebildet.

„Lanista“ organisiert die Kämpfe

Stand ein munus (öffentliches Schauspiel) an, wandte sich der Spiele-Veranstalter (editor) an einen Gladiatorenmeister (lanista) und beauftragte ihn mit der Durchführung.

Ein Vertrag legte fest, wie viele Gladiatorenpaare antraten, bestimmte das Begleitprogramm  und die Dauer der Veranstaltung und regelte die Bezahlung. Wenige Tage vor munus-Beginn wurden die Kämpfer dem Volk vorgestellt.

Spannende Paarungen unter den Gladiatoren

Für die Zuschauer war vor allem wichtig, in welchen Paarungen die Kämpfer gegeneinander antreten, in welcher Reihenfolge die Kämpfe durchgeführt werden und in wie vielen Kämpfen die jeweiligen Gladiatoren schon erfolgreich waren. Am Vorabend der Kämpfe gab es für die Gladiatoren ein Festbankett, bei dem auch Publikum zugelassen wurde. Der Tag in der Arena konnte für die Gladiatoren beginnen!

Der Kampftag

Kaiser Augustus etablierte die Veranstaltung von Gladiatorenkämpfen als kaiserliches Privileg. Er bestimmte auch den Ablauf eines Gladiatorenkampfes entscheidend mit. Die bislang eigenständigen Tierhetzen band er erstmals in den Ablauf am Kampftag ein. Typisch für einen Tag in einem Amphitheater in der nachaugusteischen Kaiserzeit war der folgende Ablauf:

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Gladiator im Kampf mit einem Bären.

In den Morgenstunden wurden Tierkämpfe (venationes) veranstaltet. Diese speziell ausgebildeten Kämpfer waren noch geringer angesehen als Gladiatoren. Sie trugen auch eine andere Ausrüstung: Ihre Waffe war vor allem der Jagdspeer. Gehetzt wurden zunächst harmlose Tiere wie beispielsweise Antilopen oder Hirsche.

Waren diese erlegt, begann die Jagd auf gefährlichere Tiere wie Raubkatzen, Elefanten oder Bären. Es gibt gar Berichte über Kämpfe zwischen Stier und Elefant, Löwe und Leopard oder Nashorn gegen Büffel.

Daneben wurden andere, vorzugsweise exotische Tiere wie Giraffen in die Arena gebracht. Als Zwischenspiel folgten auch Zirkusnummern, in denen dressierte Tiere auftraten.

Während der Mittagszeit wurden Verbrecher hingerichtet. Diese wurden etwa den Tieren vorgeworfen (Verurteilungsform des damnatio ad bestias), oder sie wurden gezwungen, mit Waffen gegeneinander anzutreten ( damnatio ad ferrum). Der Sieger eines Zweikampfs musste sich dem nächsten Verurteilten stellen. Eine Chance auf eine Begnadigung gab es nicht. Der letzte Überlebende wurde in der Arena durch venatores hingerichtet (munera sine missione). Eine weitere Hinrichtungsvariante bestand in dem aussichtslosen Antreten des Verurteilten gegen einen regulären Gladiator (damnatio ad gladium).

Das Nachmittagsprogramm begann mit dem Einmarsch aller Gladiatoren. Sie präsentierten sich so dem Publikum. Hernach kehrten sie zunächst in die Katakomben zurück. Als Vorübung (so genannte prolusio) traten Gladiatoren, gelegentlich auch Vertreter des Adels, mit stumpfen oder hölzernen Waffen paarweise gegeneinander an, um Techniken vorzuführen. Bei sehr großen Veranstaltungen zog sich dies auch über mehrere Tage. Sogar römische Kaiser – wie etwa Commodus – sollen in diesen Schaukämpfen ihren Mut demonstriert haben.

Der eigentliche Gladiatorenkampf fand im Anschluss statt. Üblich war der Zweikampf. Paarungen wie retarius gegen secutor oder thraex gegen murmillo waren klassische Kombinationen.

Der Kampf

Die so genannte Gladiatur, der eigentliche Kampf zwischen den Gladiatoren war alles andere als ein wildes Gemenge. Er war vielmehr ein höchst differenzierten Regeln folgender Kampfsport. Dies legen im Übrigen auch Analysen der Knochen von toten Gladiatoren nahe. Der Kampf wurde in der Regel von zwei Schiedsrichtern bewertet. Sie ließen Pausen machen, wenn die Kämpfer zu erschöpft waren oder die Ausrüstung neu angebracht werden musste, weil sich etwa Riemen lösten. Außerdem ahndeten sie natürlich Regelverstöße.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Schiedsrichter war es zu verhindern, dass ein sich Ergebender weiteren Attacken seines Gegners ausgesetzt war. Ein Kampf konnte auf vier Weisen enden: Durch den Tod einer der Kontrahenten während des Kampfes. Dadurch, dass einer der Unterlegenen aufgab und auf Verlangen des Publikums oder des Spiele-Veranstalters in der Arena von seinem Gegner hinrichtungsmäßig getötet wurde – kämpfte er gut, kam er meist frei. Waren vorherige Kämpfe unblutig verlaufen, so wollte das Publikum meist am Ende jemanden sterben sehen. Ein Kampf konnte zudem durch die Aufgabe eines der Kämpfer und Begnadigung des Gladiators durch das Publikum oder den Spiele-Veranstalter enden (so genannte missio). Zu guter Letzt konnte ein Gefecht auch unentschieden ausgehen (stantes missi). Diese letzte Form, einen Kampf zu beenden, war selten und galt als ruhmvoll. In der Arena starben weitaus weniger Gladiatoren als bislang vermutet. Wahrscheinlich ist, dass nur jeder achte starb. Denn wenn ein Gladiator getötet wurde, musste der Veranstalter der Spiele einen neuen Gladiator herbeiholen. Und das war teuer.

Gnade dem Gladiator!

Um Gnade bat ein unterlegener Gladiator, indem er einen Zeigefinger ausstreckte oder er legte seine Waffen nieder. Die Schiedsrichter wandten sich dann an den Veranstalter der Spiele – im römischen Kolosseum war dies meist der Kaiser – der ein Urteil fällen musste. Er übertrug für gewöhnlich diese Entscheidung dem Publikum. Laut Überlieferung fällten die Zuschauer das Todesurteil, indem sie den Daumen nach unten deuteten. Es gibt jedoch keine historischen Belege dafür. Eindeutiger bewiesen ist, was die römischen Zuschauer in solchen Momenten riefen: Mitte oder missum (lass ihn gehen) rettete den Kämpfer; der Unterlegene durfte lebend die Arena verlassen. Der Ruf iugula (abstechen) bedeutete das Ende des Gladiators per Hinrichtung.

Vom unterlegenen Gladiator wurde erwartet, dass er auf dem Boden kniend, gefasst den Todesstoß in den Hals oder zwischen die Schulterblätter hinnahm. Auch dies war Bestandteil und Übung des Unterrichts in den Gladiatorenschulen. Der Sieger erhielt einen Ölzweig und einen Geldbetrag und verließ die Arena durch die Porta Sanavivaria, das Tor der Gesundheit und des Lebens. Der Tote wurde auf einer mit Tüchern behängten Bahre durch die Porta Libitinaria hinausgetragen – das Tor der Venus Libitina, Göttin des Todes und der Bestattung.

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