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Römer Lexikon A-Z

Gladiatoren | Der Kampf

Gladiator-retiarius-Kampf-Nimes
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by Andreas Hopson / Münz

Genaue Regelung – kein wilder Kampf 

Die so genannte Gladiatur, der eigentliche Kampf zwischen den Gladiatoren war alles andere als ein wildes Gemenge. Er war vielmehr ein höchst differenzierten Regeln folgender Kampfsport. Dies legen im Übrigen auch Analysen der Knochen von toten Gladiatoren nahe. Der Kampf wurde in der Regel von zwei Schiedsrichtern bewertet.

Sie ließen Pausen machen, wenn die Kämpfer zu erschöpft waren oder die Ausrüstung neu angebracht werden musste, weil sich etwa Riemen lösten. Außerdem ahndeten sie natürlich Regelverstöße. Eine der wichtigsten Aufgaben der Schiedsrichter war es zu verhindern, dass ein sich Ergebender weiteren Attacken seines Gegners ausgesetzt war. Ein Kampf konnte auf vier Weisen enden: Durch den Tod einer der Kontrahenten während des Kampfes. Dadurch, dass einer der Unterlegenen aufgab und auf Verlangen des Publikums oder des Spiele-Veranstalters in der Arena von seinem Gegner hinrichtungsmäßig getötet wurde – kämpfte er gut, kam er meist frei.

Waren vorherige Kämpfe unblutig verlaufen, so wollte das Publikum meist am Ende jemanden sterben sehen. Ein Kampf konnte zudem durch die Aufgabe eines der Kämpfer und Begnadigung des Gladiators durch das Publikum oder den Spiele-Veranstalter enden (so genannte missio). Zu guter Letzt konnte ein Gefecht auch unentschieden ausgehen (stantes missi). Diese letzte Form, einen Kampf zu beenden, war selten und galt als ruhmvoll.

In der Arena starben weitaus weniger Gladiatoren als bislang vermutet. Wahrscheinlich ist, dass nur jeder achte starb. Denn wenn ein Gladiator getötet wurde, musste der Veranstalter der Spiele einen neuen Gladiator herbeiholen. Und das war teuer.

Um Gnade bat ein unterlegener Gladiator, indem er einen Zeigefinger ausstreckte oder er legte seine Waffen nieder. Die Schiedsrichter wandten sich dann an den Veranstalter der Spiele – im römischen Kolosseum war dies meist der Kaiser – der ein Urteil fällen musste. Er übertrug für gewöhnlich diese Entscheidung dem Publikum.

Laut Überlieferung fällten die Zuschauer das Todesurteil, indem sie den Daumen nach unten deuteten. Es gibt jedoch keine historischen Belege dafür. Eindeutiger bewiesen ist, was die römischen Zuschauer in solchen Momenten riefen: Mitte oder missum (lass ihn gehen) rettete den Kämpfer; der Unterlegene durfte lebend die Arena verlassen.

Der Ruf iugula (abstechen) bedeutete das Ende des Gladiators per Hinrichtung. Vom unterlegenen Gladiator wurde erwartet, dass er auf dem Boden kniend, gefasst den Todesstoß in den Hals oder zwischen die Schulterblätter hinnahm. Auch dies war Bestandteil und Übung des Unterrichts in den Gladiatorenschulen.

Der Sieger erhielt einen Ölzweig und einen Geldbetrag und verließ die Arena durch die Porta Sanavivaria, das Tor der Gesundheit und des Lebens. Der Tote wurde auf einer mit Tüchern behängten Bahre durch die Porta Libitinaria hinausgetragen – das Tor der Venus Libitina, Göttin des Todes und der Bestattung.

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