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Hadrianswall | Das Ende des Hadrianswall

Hadrianswall – Das Ende des römischen Grenzsystems

Britannien driftete dem so genannten „Dunklen Zeitalter“ entgegen. Was genau in dieser Zeit passierte, kann man heute mangels verlässlicher Quellen nicht konstruieren. Da für diese Zeit in den römischen Kastellen keine römischen Münzen gefunden wurden, gehen Historiker davon aus, dass dort niemand mehr war.

So muss es aber nicht überall am Wall gewesen sein. Wahrscheinlich ist, dass im Zuge der Usurpation des Comes Britanniarum Magnus Maximus um 388 die letzten römischen Münzen auf britannischem Boden geschlagen wurden. Vermutlich zog außerdem Maximus 383 für seinen Gallienfeldzug gegen Kaiser Gratian alle römischen Garnisonen aus Wales ab und reihte auch einen großen Teil der Garnisonseinheiten an der Nordgrenze in seine Armee ein. So war der Hadrianswall auf weite Strecken unbewacht. Die Kastelle am Wall konnten ab Ende des 4. Jhd. kein zusammenhängendes und einheitlich organisiertes Grenzsicherungsystems mehr sein. Dies läutete denn auch das Ende der römischen Herrschaft in Britannien ein.

Der römische Wall zerfällt      

Ab diesem Zeitpunkt übernahmen unabhängige, regionale Machthaber mit Privatarmeen (bucellari) zunehmend die Kontrolle über die britischen Provinzen. Auch mit dem Abzug des letzten britannischen Feldheers durch den Usurpator Konstantin III verlor der Wall reguläre Besatzungen. Laut der Notitia Dignitatum scheint der gesamte Wall zu Anfang des 5. Jhd. noch von regulären Einheiten bewacht. Nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft bildeten kleine Gehöfte und einige größere Landgüter vom Hadrianswall bis zum Humber im Südosten und Chester im Südwesten das ökonomische Rückgrat der britischen Nordregion. Diese stand unter der Kontrolle des Befehlshabers der Grenztruppen mit Sitz im Legionslager von Eburacum. Magnus Maximus ernannte noch einen Oberbefehlshaber an der Nordgrenze, welcher wohl der letzte von den Römern eingesetzte Dux Britanniarum war. Coelius schützte mit seinen Truppen die wohlhabenden Städte im Südosten vor Einfällen der Pikten aus den schottischen Lowlands und erhielt dafür Nachschub aus diesen Regionen. Durch die Vereinigung der caledonischen Königreiche nördlich des Forth und des Clydes nahmen die Überfälle der Pikten weiter zu. Der zu Teilen verfallene römische Hadrianswall erfüllte immer noch – wenn auch stark eingeschränkt – seine Funktion. Coelius wurde als legendärer Coel Hen (cymrisch: der alte Coel) schließlich zum Stammvater aller unabhängigen romano-britischen Könige in Norden und verwaltete sein Reich von Eburacum aus.