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Römer Lexikon A-Z

Das Leben der Römer: Für die meisten kein Luxus!

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Gemälde von Carl Wuttke (1849 – 1927): In den Straßen von Rom.
(Öl auf Karton), wikimedia commons.

Das Leben der Römer: Raumnot und „Annona“

War das Leben der Römer purer Luxus? Was weiß man über das Stadtleben?

Ein Drittel oder sogar die Hälfte der römischen Bevölkerung lebte direkt oder indirekt von staatlicher Fürsorge, von den Ausgaben der „Annona“, der Getreideausgabestelle.

Die Römer lebten eng zusammengepfercht in Mietskasernen, den insulae. Die reichen Römer konnten sich ein Einzelhaus (domus) leisten. Auf eine domus kamen 26 insulae. Im alten Rom herrschte akute Raumnot!


Die Straßen Roms waren laut voller Stimmen der Passanten, viel Ruhe gab es nicht. Außerdem waren sie schmutzig und die Luft stickig. Im Erdgeschoss vieler Häuser fand man „tabernae“ (Verkaufsladen). Über Treppen war ein Hängeboden erreichbar, auf dem die Bewohner hausten. Säumige Mietern zog man die Leiter zu ihrem Stockwerk weg um ihn von den Nahrungsmitteln zu trennen: juristisch bezeichnet als „percludere inquilinum“ (den Mieter blockieren), was gängige Praxis war.

Brände und andere Katastrophen

Häufig war es, dass diese Holzhäuser Bränden zum Opfer fielen, da die Römer ihr Haus mit Holzkohlebecken heizten, oder Fackeln hatten, die das Haus beleuchteten. Die Römer hatten bereits ein Abwassersystem, die Latrinen (Toiletten) konnten sich aber nur die Wohlhabenden leisten. Deshalb nutzten die ärmeren Römer entweder öffentliche Toiletten (mit Benutzungsgebühr) oder sie verrichteten (was sehr demütigend gewesen sein muss) ihre Notdurft in Kannen, die vor jeder Gerberwerkstatt stand.

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Reges Treiben auf römischen Straßen

Zum Feiern: Die Feiertage der Römer waren derart zahlreich, dass praktisch die ganze Hälfte des Jahres hindurch aus Feiertagen bestand. Man erhellte zwar das Haus, aber vor der Haustüre gab es weder Laternen, noch Öllampen. Es gab eine Person, die immer die Wege der Stadt abschritten um, mit Laterne ausgestattet, die Straßen ein bisschen zu erhellen. Von diesen „sebaciaria“ gab es aber nicht viele, und so setzte man sich einer Gefahr aus, wenn man abends noch einen Spaziergang machen wollte. Tagsüber herrschte reges Treiben: Garköche priesen ihr Angebot an, Hausierer hasteten hin und her, Barbiere rasierten die Bürger mitten auf der Straße, Schlangenbeschwörer gingen ihrer Kunst nach, Bettler und Wechsler tummelten sich auf den Straßen.

Bis zu 80 Prozent der Römer waren Sklaven!

Die humiliores (Niedere mit keinem Geldbesitz) wurden entweder sofort mit Prügel bestraft und zur Zwangsarbeit in den Minen deportiert, wenn sie gegen das Gesetz handelten. Die honestiores, die wenigstens über etwas Geldbesitz verfügten, und bei milden Strafen meist verbannt wurden (oder etwas Geld verloren). Die ordo, die Elite Roms, die Führungspersönlichkeiten von Wirtschaft und Staat. Sie besaßen etwa 80-fach so viel Vermögen wie ein honestiore. Und schließlich gab es die Servi (Sklaven), die unfrei waren, meist bis zum Tode ihres Herrn, der sie testamentarisch frei ließ. Er wurde so zum „libertus“ (Freigelassener). Die Sklaven wurden oft misshandelt und waren rechtlich nicht gleichgestellt mit den anderen Bürgern, sofern sie unfrei waren. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung Roms bestand zeitweise aus Sklaven; eine enorme Zahl!
(Quelle: „Das Ende des Römischen Reiches“ Spiegel Geschichte Nr.1 /2009 , Seite 82-84)