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Römer Lexikon A-Z

Imperium: Die Perle geht auf Eroberungskurs

römische Perlen OhrringeDie Perle erobert das Imperium als Schmuckstück

Am begehrtesten waren unter den römischen Schmuckstücken Perlen. Diese wurden über ägyptische Zwischenhändler ins Römische Imperium importiert, denn das Hauptgewinnungsgebiet von Perlen war im Roten Meer.

Europa hatte in Britannien auch ein geringes Vorkommen an Perlen. Die Perle gelangte allerdings erst sehr spät in den Mittelmeerraum. In Griechenland war sie lange unbekannt und erlangte erst durch die Eroberungen Alexanders des Großen als Schmuckstück an Bedeutung. Schlagartige Berühmtheit erlangte die kleine runde Schmuckperle bei den Römern, als 61 v. Chr. Pompeius über Mithridates triumphierte und seinen Siegeszug mit einem Portrait von sich aus lauter Perlen feierte. Doch erst das ausgehende 1. Jhd. v. Chr. brachte die Preise für Perlen in nennenswerte Höhen. Der Wert der Perle richtete sich schon damals nach Größe, Form und Farbe. Am begehrtesten waren weiße Perlen mit länglicher Form.

Klappernde Ohrringe und römische Perlengewänder

Unter den reichen Römerinnen kam es in Mode, Ohrschmuck aus mehreren Perlen herzustellen, die beim Gehen geräuschvoll aneinander klapperten – ein wahres Luxus-Lustgefühl! Die Sucht nach Perlen hatte sogar einen Namen: Margaritomanie! Sie machte auch vor den nicht so wohlhabenden Damen der römischen Gesellschaft kein Halt. Sie mussten sich jedoch zumeist mit weniger feudalen Schmuckstücken aus Glasperlen oder Perlmutt-Imitationen zufrieden geben. Frauen wie sie staunten wohl nicht schlecht, als die Exfrau von Kaiser Gaius in Sachen Juwelenluxus den Vogel auf einem einfachen Bankett abschoss: Lollia Paulina trug ein mit Perlen und Smaragden besetztes Gewand, das samt des sonstigen Schmucks den sie trug, einen Wert von 40 Millionen Sesterzen hatte. Zum Beweis ließ die Trägerin die Rechnungen der Schmuckhändler herumreichen!

Antike Dekadenz

Nur eine Frau der Antike besaß mehr und sicherlich auch wertvollere Perlen. Kleopatra. In einer Wette mit ihrem Geliebten Marcus Antonius löste sie gar Perlen im Wert von 10 Millionen in Essig auf! Das war wahre antike Dekadenz. Denn die beiden wollten sich gegenseitig in Verschwendung übertrumpfen. Kleopatra löste also eine von zwei bekannten Riesenperlen in Essig auf. Antonius gab sich jedoch daraufhin geschlagen und verhinderte die Vernichtung der zweiten Perle. Auch Caesar war von den schmückenden Perlen und deren Anziehung auf Frauen berauscht. Er kaufte für sagenhafte sechs Millionen Sesterzen eine sehr große und makellose Perle und machte sie Servilia, der Mutter des Brutus, zum Geschenk.

Perlen für das Volk von Kaiser Nero

Einer der größten Perlmuttliebhaber war zweifelsohne Kaiser Nero. Er ließ die kleinen runden Schmuckkugeln in alle möglichen Gebrauchsgegenstände verwandeln. Sein Zepter zierten Perlen oder gar sein Reisebett. Sogar einfache Theaterrequisiten bei Hofe ließ er mit Massen von Schmuckperlen verzieren. Da er wusste, dass die Faszination für die wertvollen Perlen alle Bevölkerungsschichten erfasst hatte, ließ der anerkennungssüchtige Kaiser Nero bei besonderen Anlässen nicht nur die üblichen Münzen, sondern auch Perlen unter das Volk streuen.