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Römer Lexikon A-Z

Sexualität in der Antike: Erotik war allgegenwärtig!

Phallus Flügel
Ein Phallus-Anhänger – wie dieser aus dem Römershop – galt in der Antike als Glücksbringer!

Sexualität in der Antike: ambivalent ist das Wort!

Sexualität in der Antike: ein umfangreiches Thema! Die römische Alltagskunst und auch die Literatur weist – wenn man einmal von der Zensur absieht – „obszöne“ Motive in geradezu rauen Mengen und in „beinahe lexikalischer Vollständigkeit Formen geschlechtlichen Verhaltens“ auf.

Wenn man alles, was auf Liebe, Erotik und erst recht auf Sexualität im Leben der Römer deutet, so sorgfältig versteckt und ausklammert (wie heute oft üblich), braucht man sich über das entsprechend einseitige Römerbild ebenso wenig wundern wie über das extrem gegenteilige Zerrbild, in dem Ausschweifungen und Orgien als Ausdruck von Alltagsnormalität suggeriert werden.

Sex hinter geschlossenen Türen

Was Sexualität und Sexmoral angeht, brachte der Sieg des Christentums einen Paradigmenwechsel mit sich. Sexualität wurde in der römischen Gesellschaft zumindest seit der späten Republik viel unverkrampfter als etwas Selbstverständliches, Natürliches gesehen, das es nach Möglichkeit auszuleben galt. Dennoch galt Sexualität als Privatsache.

Die seit dem 3. Jhd. v. Chr. sich intensivierenden Kontakte zur griechisch-hellenistischen Welt weiteten den Horizont der Römer auch in Sachen Sexualität. Sexualität war indes auch schichtenspezifisch: „Schamlosigkeit ist bei einem Freigeborenen ein schlimmer Vorwurf, bei einem Sklaven eine Notwendigkeit“, bringt ein Redner die Ausübung von Sexualität zwischen den Klassen auf den Punkt. Bei der Auslebung sexueller Bedürfnisse von jungen Männern gab es in dieser Auffassung Ausnahme und auch die Masturbation als Form sexueller Bedürfnisbefriedigung galt als üblich und normal. Onanie in der Öffentlichkeit durfte es jedoch nicht geben.

Sexuelles Vergnügen innerhalb und außerhalb der Ehe

R_mische-_llampenSexuelles Vergnügen auch außerhalb der Ehe zu finden war für viele Römer eine Selbstverständlichkeit. „Käufliche Liebe“ war ausgesprochen günstig zu haben. An Bordellen und Kneipen, in denen Barfrauen im geradezu natürlichen Zweitberuf der Prostitution nachgingen, mangelte es nicht.

Auch juristisch gesehen, begingen Männer, die sich mit einer Prostituierten einließen, keinen Ehebruch. Bei Frauen allerdings wurde dieser in altrömischer Zeit mit Todesstrafe geahndet.

 

Sexualität in der Antike: Ars amatoria nach Ovid

Eine umfassendere Sexualstrafgebung schuf erst Augustus mit der lex Iulia de adulteriis coercendis, der zufolge Ehebruch (adulterium) und Geschlechtsverkehr mit unverheirateten freigeborenen Frauen (stuprum) mit hohen Geldstrafen und Verbannung auf einer Insel geahndet werden konnten. Dies sollte allerdings eine Erhöhung der Geburtenziffern erwirken. Sie hatte weder auf das eine noch auf das andere nennenswerte Auswirkung.

Für weibliche Sexualität waren die Freiräume immer sehr viel enger als für Männer – auch in der Kaiserzeit. Die – von Männern bestimmte – Sexualmoral forderte von Frauen viel stärkere Enthaltsamkeit und Zurückstellung ihrer sexuellen Bedürfnisse. Die ars amatoria Ovids beispielsweise, ist jedoch in mancher Hinsicht ein Plädoyer für die Rücksichtnahme auf die Sexualität der Frauen.

Sexualität in der Antike allgegenwärtig

Phallus-Reiterin_dVon der Prüderie der früheren Jahrhunderte waren die Römer der späten Republik und der Kaiserzeit weit entfernt. Sexuelles war im Alltagsleben allgegenwärtig: Im hauptstädtisch Prominenten Klatsch ebenso wie in der deftigen Zote und dem anzüglichen Witz, in drastischen Graffiti genauso wie im literarisch anspruchsvollen Epigramm. Auch im Kunsthandwerk war Sexualität allgegenwärtig – von der billigen Tonlampe mit erotisch-sexuellen Motiven bis hin zu Kuchen, die in anzüglichen Formen gebacken wurden – all das, ohne Scham.

Ohne Scham! – Sexualität in der Antike

Was die Formen der Ausübung von Sexualität angeht, so kann man einfach auf das berühmte „homo sum; nihil humani a me alienum puto“ (Heaut. 77) verweisen: „Ich bin ein Mensch; nichts Menschliches ist mir fremd.“ Dazu gehörten auch Homo- und Bi-Sexualität. Sie wurden in erster Linie als „Knabenliebe“ praktiziert. Homosexuelle Kontakte gab es sicherlich, gesellschaftsfähig aber waren sie nicht. Lesbische Verhältnisse waren nicht weit verbreitet. Und wer Spaß an der Lektüre von Berichten über sexuelle Präferenzen und „Deviationen“ römischer Kaiser hat, dem sei Suetons Biographie empfohlen!

QQ: Plaut. Curc. 37 ff.; Lukr. IV 103 ff.; Cat. C. 16; 69; 79; Cic. Cael. 48 ff.; Hor. Sat. I 2; epod. VIII; Ov. am. I 5; III 7; ars am. II 667 ff.; Sen. Contr. IV pr. 10; carmina Priapea; Mar. I 34; 73; 90; II 51; 62; 89; III 32; 73 ff.; 98; IV 37; 84; VI 6; 37; VI 6; 37; VII 58; 67; IX 41; XI 104; XII 95 f.; Juv. VI; IX; Gell. IV 3, 2; VI 12, 5; X 23, 4 f.; Plut. Cato mai. 17.

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