Die römische villa rustica
In der Antike gab es den Begriff villa rustica nicht. Üblich war vermutlich als Bezeichnung für einen Bauernhof oder ein landwirtschaftliches Anwesen der Name fundus oder praedium.
Die Römer unterschieden zwischen städtischen Gebäuden (aedes) und ländlichen (villa), zwischen unbebautem Land in der Stadt (area) und auf dem Land (ager). Große Landgüter bezeichneten die Römer – aus der Stadt wie vom Land – auch mit der Bezeichnung latifundium (von latus für weit).
Villa Typ Porticus
Das Hauptgebäude einer römischen villa rustica bestand zumeist aus einem geräumigen Innenhof, um den sich Wirtschaftsräume gruppierten. Ein oft zweistöckiger Wohntrakt befand sich in der Regel an der nördlichen Hofseite. Die meisten der heute bekannten villae rusticae befanden sich in den gallischen und germanischen Provinzen. Dort war allerdings der Bau-Typus ein anderer.
Das Haupthaus war bei größeren Anlagen oft eine Porticusvilla: die Porticus beschrieb eine nach vorne offene Säulenhalle. Wohn- und Arbeitsräume grenzten direkt an die Porticus. Oft gab es zudem einen zentralen größeren Raum, an dem mehrere Raumfluchten angeordnet waren. Anlagen vom Portikus- oder Risalit-Typ waren Hauptbautypen bei mittelgroßen Anlagen bis zu großen, palastartigen Hauptgebäuden.
Hinein in die villa rusica
Größere Villen hatten beheizbare Baderäume oder sogar Badehäuser. Oft waren ein Teil der Räume mittels Fußbodenheizung (Hypokausten) erwärmt. Auch einen Keller hatten die villae, der zur Vorratshaltung der Landhausbewohner diente oder als Hausheiligtum eingerichtet war für die Laren und andere Schutzgötter des Hausherrn und seiner Familie. Auf manchen Anwesen gab es sogar einen Tempel zur Verehrung der antiken Götter. Diese luxuriösen Wohnverhältnisse genossen nur eine geringe Oberschicht.
Besonders das rechtsrheinische Gebiet zeigt unter den villae rusticae auch kleinere Höfe, die nicht so aufwändig ausgestattet waren. In diesem Fall war das Hauptgebäude ein einfaches steinernes Gebäude. In vielen Regionen bestehen die ländlichen römischen Siedlungen in Mehrzahl aus solchen kleinen Gehöften. Vermutet wird dahinter das Patronatssystem, das in ländlichen antiken Regionen verbreitet war und bis zur Spätantike stark zunahm.