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Römische Göttin | Carmenta: Göttin der Weissagung und Geburt

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In Tempeln verehrten die Römer ihre Götter.
By J. Dreßler via wikimedia commons.

Die römische Göttin Carmenta: weise Beschützerin der Geburt

Carmenta, auch Carmentis genannt, war bei den Römern in der Antike die Göttin der Weissagung und der Geburt. Carmenta war auch unter ihrem griechischen Namen Nicostrata bekannt. Sie war sowohl Mutter als auch Gattin des Euandros.

Die römischen Frauen widmeten ihr am 11. und 15. Januar das Fest Carmentalia. Der Legende nach soll Carmenta-Nicostrata mit Euandros den Palatin erstiegen haben. Dabei kam ihr eine Vision der späteren Stadt Rom. In der Nähe des nach ihr benannten Carmentalischen Tors, der Porta Carmentalis befand sich ein sehr alter Altar, an dem der römischen Göttin Carmenta Opfer dargebracht wurden.

Erfinderin des Alphabets und der Worte der Macht?

In der spätrömischen und spätantiken hellenistischen Literatur wurde der Göttin Nicostrata die Erfindung des 16-buchstabigen, lateinischen Alphabets zugeschrieben. Dies ist erstmals zu Beginn des zweiten Jahrhunderts n. Chr. belegt. Das Thema wurde im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bildungskanon variiert und in der Artes liberales übernommen. Die Göttin Nicostrata erschließt auch sehr viel später in der künstlerischen Darstellung einem Knaben durch Erlernen des Alphabets mittels der Buchstabentafel den Turm der Wissenschaft.

Der Schlüssel erschließt die Lateinschule in den beiden untersten Stockwerken. Hier bringen Donatus und Priscianus Wortschatz und Grammatik bei. In den darüber liegenden Stockwerken folgen die Wissenschaften über denen die Theologie oder Metaphysik krönen. Als Erfinderin des Alphabets ist sie die Göttin der „Worte der Macht“.

Mutter des Karnevals – die römische Göttin Carmenta

Ihre Weissagungen gab die römische Göttin Carmenta in Form von Versen oder als Gesang wieder. Deshalb ist sie auch eine Göttin der Zaubersprüche und der Verzauberung. Als Göttin der Geburtshilfe beschützt die römische Göttin Carmenta Hebammen und werdende Mütter. Der Sage nach schenkte die Göttin Kore Carmenta am 15. Januar über die Karten einen Einblick in die Zukunft der Kinder. Am 11. und 15. Januar begingen römische Frauen zu Ehren der Carmenta das römische Fest Carmentalia. Zu Carmentalia sollten magische Handlungen unter dem Schutz dieser Göttin stehen – angeblich auch heute noch.

Carmenta gilt zudem inzwischen auch als Mutter des Karnevals, dessen Zeit in die Festivitäten der Carmentalia fällt. Doch Carmenta hat auch noch andere Qualitäten: Das deutsche Wort Charme, für Anmut, Liebreiz und Zauber wurde im 18. Jhd. aus dem Französischen entlehnt und leitet sich vom lateinischen carmen ab. Dies wird mit Gesang, Gedicht, feierliche Rede, Kult-Lied oder etwa Zauberformel übersetzt. Ein carmen ist außerdem eine heilige Anrufung der römischen Göttin Carmenta.

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