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Hadrianswall | Römische Wachtürme

Römische Wachtürme am Hadrianswall

Zwischen den Meilenkastellen standen stets jeweils zwei römische Wachtürme. Diese waren mit dem Fundament des Walls verbunden. Römische Wachtürme der Meilenkastelle waren rund acht Quadratmeter groß. Die Kastellwachtürme waren Unterkunft und Beobachtungsposten für acht Wachtposten. Die Türme ermöglichten den Soldaten zudem geschützten Zutritt zum Wehrgang auf der Mauer. Die Höhe der römischen Wachtürme wird auf zirka neuneinhalb Meter geschätzt. Römische Wachtürme dienten auch als Signalstationen, speziell an Posten, wo das sehr unebene Terrain entlang des römischen Grenzwalls die Sichtverhältnisse einschränkte. Der Turm wurde vermutlich anhand einer hölzernen Leiter erklommen. Diese muss wohl auf sechs Steinstufen aufgesetzt worden sein. Denn die Stufen zeugen davon, dass es keine durchgängigen steinernen Treppenaufgänge bis auf die Spitze der Wachtürme gab. Ausgrabungen eines Turmes zeigen, dass die Inneneinrichtung der römischen Wachtürme sehr einfach war und auf das Notwendigste beschränkt. Ein offener Herd befand sich direkt neben der Leiterplattform. Funde von Tierknochen und einfacher Gebrauchskeramik lassen schließen, dass die Kochstelle von den Wachsoldaten der Kastelle zur Zubereitung ihrer Rationen genutzt wurde. Teils besaßen die römischen Wachtürme auch ein eigenes Wasserreservoire.

Rekonstruktion römischer Wachtürme bleiben Vermutung

Die Meinungen der Forscher gehen erheblich darüber auseinander, wie römische Wachtürme tatsächlich einmal aussahen in der Antike. Vermutlich hatten sie maximal zwei Obergeschosse. Die Überreste und schriftliche oder bildliche Informationsquellen sind jedoch zu spärlich, um damit eine reale Rekonstruktion der römischen Wachtürme entlang des römischen Hadrianswalls vornehmen zu können. Standardanlagen werden vermutet mit regional abweichenden Baustilen.

Weitere Vermutungen über die Gestalt römischer Wachtürme

Funde wie etwa Fensterglas und vermuteten Teilen von Dachstühlen mit Nagellöchern bieten Hinweis darauf, dass die Türme am Hadrianswall mit verschlossenen Dächern versehen waren. Vielleicht sogar mit Ziegeln gedeckt. Andererseits wurde jedoch eine bronzene Schüssel, der so genannte „Rudge Cup“, in einer römischen Landvilla bei Froxfield gefunden, die aus der Zeit um 150 stammt und eine Dekoration zeigt, die eine von Zinnen gekrönte Mauer mit Türmen darstellt. In dem umlaufenden Schriftband sind zudem die Namen von fünf im westlichen Teil des Walls liegenden Kastellen angegeben (Mais, Aballava, Uxelodunum, Camboglans, Banna). Dies spräche also für eine zinnenbewehrte Mauerkrone der römischen Wachtürme am Wall. Feuer- oder Rauchsignale waren sicherlich leichter abzugeben auf einem nach oben offenen Turm. Nach Abzug der Wachmannschaften an den Antoninuswall verfielen jedenfalls die meisten der Wachtürme des Hadrianswalls. Im späten 2. Jhd. wurden die römischen Wachtürme unter Septimius Severus wieder bis zum ersten Obergeschoss hochgemauert. Bei Peel Gap entstand sogar ein zusätzlicher Turm in dieser Zeit.