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Römische Frisuren

Römische FrisurenIch habe dieses schöne Gefühl, Geschichte erlebbar zu machen

Manuela Priess rekonstruiert römische Flechtfrisuren und reißt damit durch Europa
von Stefanie Sperling

Glauberg. Eigentlich ist Manuela Pries Friseurin, seit 1996 Meisterin ihres Faches. Neben dem üblichen Waschen, Schneiden und Fönen in ihrem kleinen Glauberger Salon hat sie jedoch zuweilen Haarpracht ganz andere Art am Wickel. Seit rund zehn Jahren faszinieren Sie römische Gefechte und die Frisuren der alten Kaiser.
„Seit meiner Begegnung in Rom sage ich immer , sag niemals nie“, lacht die zweifache Mutter. Damals war sie zu Besuch bei einer Freundin in Padua, lieh sich ein Auto, um die Stadt ROM ein wenig zu erkunden. Dort lernte sie ihren heutigen Ehemann Andreas und dessen damaligen Arbeitskollegen Mario kennen. Die beiden waren als Reiseführer von der Saalburg unterwegs“ wir besichtigen hier ganz viele interessante Stätten“, zitierte Pries die beiden, die sie kurzerhand dazu einluden, sie auf ihrer Tour zu begleiten. Pries: „Das tat ich natürlich sehr gerne!“ In einem der Museen fragte der Saalburg Reiseleiter die Friseuren, ob sie die Haargestecke welche die zahlreichen Büsten krönten, nicht auch anfertigen könne. „So angespitzt, setzte ich mich mit der Thematik auseinander“, berichtete Manuela Pries über ihre heutige Leidenschaft.
Zurück in Deutschland, vertiefte sie die Faszination und übte an Haarteilen und Perücken die kunstvollen Geflechte. „Ich rekonstruiere natürlich auch männliche Köpfe“, schmunzelt sie. Heute reist sie von Frühjahr bis Herbst europaweit auf zahlreiche römische Feste, wo sie – am liebsten mit Kindern – als Teil der museumspädagogischen Veranstaltungen römische Frisuren erläutert und auf die Köpfe der Besucher zaubert.“ Meist sind das nicht so aufwändige Geflecht wie beispielsweise diese claudische Zopfschlaufenfrisur“, zeigt sie in ihrer Arbeitsfibel, einem großen in dunkelblauem Leinen gebundenes Buch mit dem Titel: „Katalog der römischen Porträts in der Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom“. Jeweils die Front und Rückansicht sowie beide Profile bilden die Seiten ab“ So kann ich die Frisuren rundum betrachten“, erklärte Manuela Pries „Das ist bei Büsten in Museen oftmals nicht möglich.“ Neben ihren Einsätzen auf den Römerfesten rekonstruiert die Haarspezialistin auch Perücken für Museen, für Schauspieler oder auch private Darsteller römischer Veranstaltungen – so genannte „Reenactor“.
„Diese Perücke hier hat mir eine Kundin nach der Saison mitgegeben“, holt und sie eine schwarze, inzwischen aufgelöste Mähne auf einem Styroporkopf hervor. „Die wasche ich nun, kolorierte sie nach und bringen sie schließlich wieder in Form. Zudem soll ein so genanntes flavisches Löckchen-Toupet das Flechtennest als zusätzliches Haarteil ergänzen“, erläutert die Frisurenexpertin, die im Auftrag ihrer Kunden gerne auch mal etwas Neues ausprobiert.
Am schönsten jedoch findet Priesters „Wenn auf den Veranstaltungen, die meist eine Mischung aus Information und Unterhaltung sind, Besucher zu mir kommen und ganz begeistert ausrufen, Mensch so haben also die Römer diese Wahnsinnsfrisuren hinbekommen und Spiegel hatten die auch schon! Dann habe ich dieses schöne Gefühl, Geschichte erlebbar zu machen !