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Häuser - Villa Römer Lexikon A-Z

Otium pflegten die Römer auf der villa urbana

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Rekonstruierte villa urbana bei Carnuntum.
By W. Glock via wikimedia commons (Gnu Free).

Römische Villa: Die villa urbana und villa rustica

In der römischen Architektur gab es unterschiedliche Villa. Im Wesentlichen aber unterschieden die Römer zwischen der villa urbana und der villa rustica.

Die römische villa urbana war ein Landhaus, das wohlhabende Patrizier in unmittelbarer Nähe zu Rom oder einer anderen größeren Stadt bewohnten. Wohlhabende Römer blieben in diesen römischen Landhäusern für ein oder zwei Nächte, um sich von der Hitze der Stadt und dem hektischen Alltag zu erholen.

Oftmals dienten diese Landhäuser als Zufluchtsort für die Muße-Stunden. Die römische villa rustica war hingegen ein Bauernhof, der die Ländereien von wohlhabenden Römern verwaltete. Diese arbeitenden Betriebe wurden von Sklaven und Dienern versorgt, die vertrauenswürdig die Ländereien ihres Herrn führten.

Die villa urbana

In der römischen Republik war die traditionelle Landwirtschaft noch die allgemeine wirtschaftliche Grundlage der römischen Gesellschaft. Die meisten Römer waren in Friedenszeiten Kleinbauern. Auch die römische Oberschicht definierte sich über ihren Landbesitz. Das gesellschaftliche und politische Zentrum war dennoch die Stadt, allen voran natürlich die Stadt Rom. Politische Entscheidungen fielen in Rom und so spielte sich das gesellschaftliche Leben der römischen Oberschicht in der Stadt ab.

Dies änderte sich zu Beginn des 2. Jhd. v. Chr. Römische Schriftquellen belegen, dass sich Scipio Africanus als erster Patrizier vor den Anklagen politischen Gegner in Rom auf seine Villa in Kampanien zurückzog. Dort residierte er als Gastgeber für einen Freundeskreis. Die Villa wurde ihm zum Refugium, in dem er, weit weg von den öffentlichen Verpflichtungen in Rom, griechisch geprägte Kultur und einen hellenistischen Lebensstil pflegen konnte.

Otium pflegen auf der villa urbana

Gegen Ende des 2. Jhd. v. Chr. wurde der zeitlich begrenzte Urlaubsaufenthalt auf einer Villa für die römische Oberschichtkultur fester Bestandteil. Neuzeitlich gibt es dafür die Bezeichnung Villeggiatur. Immer mehr wohlhabende Römer erbauten luxuriöse Landhäuser und pflegten dort das otium, den Lebensbereich der schöpferischen Muße als Gegenpol zum negotium – dem von geschäftlichen und politischen Verpflichtungen bestimmten Alltag.

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