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Römische Gladiatoren: Ihre Kämpfe und ihr Leben

Lyon-Gladiator-Öllampe
Lyon-Gladiator-Öllampe
by Carole Raddato

Das spannende Leben römischer Gladiatoren

Vieles ist aus dem Leben und Sterben von Gladiatoren überliefert. Auch einige Waffen, Helme und Schilde sind erhalten. Sterbliche Überreste von Gladiatorenkämpfern aber gibt es kaum. Mit einer Ausnahme: Der Gladiatorenfriedhof in Ephesos. Anhand sterblicher Überreste rekonstruierten Forscher deren spannendes Leben.

Beispielsweise konnten sie Helmträger unter den Toten von Ephesos identifizieren. Denn der Gladiatorenhelm war sehr schwer. Das hatte Auswirkungen auf die Nackenmuskulatur und deren Ansatzstellen am Hinterkopf. Am Fußgelenk wiederum zeigt sich, dass die Gladiatoren barfüßig kämpften. Dennoch sind bislang unsere Vorstellungen vom Leben der Gladiatoren eher geprägt von Sandalenfilmen wie „Gladiator“ von Ridley Scott aus dem Jahr 2000. Russell Crowe tritt da in festem Schuhwerk gegen mehrere, übermächtig erscheinende Gegner an.

Fairness im Gladiatoren-Kampf

Ein anderer Kampf wird als wüstes Gemetzel dargestellt, als ziemlich strukturlose Schlacht. Dabei könnte natürlich die Realität nicht weiter davon entfernt sein. Normalerweise aber traten zwei Gladiatoren gegeneinander an. Deren Waffen und Rüstungen waren üblicher Weise so, dass keiner der Kämpfer einen offensichtlichen Vorteil hatte. Es ging also in gewisser Hinsicht fair zur Sache.

Lyon-Gladiator-Öllampe
Römische Gladiatoren waren für den Kampf gut gerüstet.

 

Die vor allem in der Spätphase des Römischen Reiches beliebteste Gladiatoren-Paarung war Retiarius gegen Secutor. Retiarius war der Netzkämpfer, der einzige Gladiator ohne Helm, ausgestattet mit Dreizack, Kurzschwert und Netz. Sein Gegner, der Secutor war hingegen schwer bewaffnet. Er trug einen großen Schild, einen Helm mit Gucklöchern, Beinschiene und Kurzschwert. Trotz der unterschiedlichen Ausrüstung herrschte zwischen ihnen Chancengleichheit. Denn der eine war durch seine Rüstung bewegungsgehemmt und der andere weniger geschützt. Beim Kampf achteten Schiedsrichter zudem ganz genau auf die Einhaltung von Regeln. Dass sich Gladiatoren nicht blutrünstig abschlachteten, belegen auch die Knochen von Ephesos. Kein einziger Gladiator hatte laut der Forschung mehrere potenziell tödliche Verletzungen.

Kampf der Gladiatoren bis zum bitteren Ende

Gekämpft wurde jedoch auch bis zum bitteren Ende. Selten endete der Kampf unentschieden. Ob der Spielleiter mit nach unten gedrehten Daumen signalisierte, der Unterlegene sei hinzurichten, ist unter Experten umstritten. Himmel und Hölle gab es im religiösen Verständnis der Römer nicht. Einigkeit herrscht hingegen darüber, wie der Verlierer den Todesstreich zu empfangen hatte: Fand er noch die Kraft, musste er kniend dem Gewinner den bloßen Hals darbieten.

Dieser stieß ihm sein Schwert durch die Kehle bis ins Herz. War der Todgeweihte zu sehr geschwächt, wurde er am Boden liegend vom Sieger erstochen. Sowohl an Halswirbeln als auch an mehreren Schulterblättern entdeckten Forscher eindeutige Beweise für diese schaurigen Spektakel. Dies war für Römer die Essenz des epischen Kampfes: Mann gegen Mann. Zu beachten ist noch das ausgebildete Gladiatoren viel Geld kosteten und sie auch eine finanzielle Investition ihrer Besitzer bedeuteten. Ein „sinnloses“ Gemetzel und das unabdingbare Töten eines Gladiators wäre also immer eine schlechte Geldanlage, bzw. Investition gewesen und wurde schon aus diesem Grund minimiert.

Immer wieder hoben Cicero und andere römische Philosophen lobend den Gleichmut hervor, mit dem ein Gladiator seinen Todesstoß empfing. Cicero sah im Verhalten der Gladiatoren sogar Vorbildcharakter für das ganze Volk: „ …was tapfere Gladiatoren zeigen, indem sie mit Würde untergehen, das lasst auch uns tun (…) lieber wollen wir in Ehren fallen als in Schande das Leben von Sklaven führen.“ Cicero schrieb diese Zeilen kurz vor seiner eigenen Ermordung, bei der er seinen freien Hals, gleich einem Gladiator, ebenfalls dargeboten haben soll.