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Römer Lexikon A-Z

Aus dem Leben des römischen Patrizier Tullius

Winter
Ein Wintertag im Leben des Patrizier Gaius Tullius.
Via wikimedia licence free.

Patrizier: Aus dem Leben eines römischen Patrizier

Kalt war es im Schlafzimmer von Gaius Tullius, denn natürlich hatte auch sein Haus keine Fenster. Es war Winter in Rom. „Diese Sklaven sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren“, schimpfte Tullius.

„Haben wieder mal vergessen, die Fensterläden zu schließen!“ Rasch zog er sich sein operimentum, die teppichartige Zudecke, die ihm Wärme spendete, bis zu den Ohren hoch, bevor er sie fest entschlossen ganz zurück schlug und sich von seiner Liege erhob.

Rasch schlüpfte er in seine roten Schuhe mit den silbernen Schnallen und schon stand einer der beiden Sklaven, die ergeben vor seiner Schlafgemachtür auf sein Erwachen gewartet hatten im Raum. Carpe kam mit einem Glas Wasser zu seinem Herrn. Das Wasser stand zum Kühlen in einer Silberschale mit Schnee. Der andere Sklave erschien mit einer frisch gewaschenen Toga über dem Arm. Knapp drei Meter maß das kreisförmig zugeschnittene Kleidungsstück aus feinster, weißer Wolle. Ein Purpurstreifen zierte die Toga, wie nur die Patrizier sie zu tragen pflegten. Auch die roten Schuhe waren den Senatoren vorbehalten.

Leben der Patrizier: mühevolles Ankleiden

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Tunika und Stoffe gibt es im Römershop.

Eine Toga ließ sich nicht ohne fremde Hilfe anlegen, denn die Falten etwa über den Schultern und Armen mussten kunstvoll nach ganz bestimmten Vorschriften drapiert sein. Kaiser Claudius und später Kaiser Domitian hatten ausdrücklich befohlen, dass wohlhabende Römer, wie es Gaius Tullius war, beim Empfang der Klienten, vor Gericht oder auch im Theater die schwere Toga tragen mussten. Tullius hätte es schon gereicht in die roten Schuhe zu schlüpfen, um aus dem Haus zu gehen. Denn wie alle anderen Römer auch, schlief er in seiner Tunika, dem knielangen Hemd mit kurzen Ärmeln aus Leinen im Sommer und Wolle im Winter, das er auch tagsüber trug. „Darum beneide ich die einfachen Leute“, dachte Tullius. „Den ganzen Tag dürfen sie in ihrem Nachtgewand durch die Gegend laufen!“

Patrizier Kinder: Mit den paedagogi in die Schule

Wachstafeln-Griffel
Schreibwaren aus dem Römershop.

Tullius machte sich auf seinen morgendlichen Weg: Er durchlief den Säulenhof und das Atrium, den offenen Innenhof seiner villa. Helena und Marcus, seine Kinder winkten ihm freudig zu. „Hast du schon wieder meinen stylus genommen“, schrie die achtjährige Helena missmutig. Sie mochte es nicht, wenn ihr Bruder ihren Griffel zum Schreiben auf die wächserne Schultafel – die tabula – nahm. Schon waren die beiden jedoch auf und davon, denn die beiden Sklaven, die die zwei jeden Morgen zur Schule brachten und ihnen am Nachmittag bei den Aufgaben halfen, die paedagogi, warteten vermutlich bereits auf sie. Tullius schaute auf seine horologium ex aqua, die Wasser-Standuhr, die beim Stundenwechsel Kiesel in die Luft schleuderte. Eben brach die hora prima, die erste Stunde an. Tullius musste sich seiner morgendlichen Routine hinwenden: dem Empfang der Klienten.

Fortsetzung aus dem Leben des Patrizier Tullius folgt …

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Winter

Quelle: Sylke Tempel, „Wie die alten Römer lebten: Dürfen Sklaven sich verlieben?“, Rowohlt Verlag, 2001.