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Römer Lexikon A-Z

Römische Trinkgelage: Federkiel und Unsitten

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Aus Tonbechern wie diesen aus dem Römershop tranken die Römer Wein, denn die Terra Sigillata hält Getränke kühl!

Römische Trinkgelage: frohe Comissation!

Das gemeinsame Trinken bei gepflegter Unterhaltung stand bei den Römern aller Schichten weit oben auf der Skala beliebter Tätigkeiten – auch wenn ob des üppigen Weingenusses nicht jede Unterhaltung so gepflegt daher kam.

Comissation nannten die Römer solche geselligen abendlichen und nächtlichen Trinkgelage – vom griechischen „komos“ für Gelage, „fröhlicher Umzug“ abgeleitet.

Die cena, die Hauptmahlzeit, war vom comissatio getrennt. Sie begann bereits am Nachmittag und ging dann meist in das Trinken über. Bequemlichkeit und legere Kleidung gehörten bereits zum Mahl, das üblicher Weise im Liegen eingenommen wurde. Meist leiteten das Umhängen von Kränzen und das Einsalben mit wohlriechenden Salben den „offiziellen“ Beginn eines Trinkgelages ein.

„Wenn die Rose regiert“, war geradezu Synonym zu einem Trinkgelage, denn oft bestanden die Kränze und die Salben aus Rosen. Cicero nannte einen stadtbekannten Lebemann „potantem in rosa“ – „einen inmitten von Rosenschmuck Zechenden“. Wie der Wein selbst war dies ein Ausdruck von Lebensfreude und Ausdruck von Genuss.

„Spender der Fröhlichkeit“: Römische Trinkgelage

spruchbecher-terra-nigraNormalerweise teilten Sklaven die Kränze und Salben an die Gäste aus. Bacchus wurde als Lyaeus verehrt, als „Sorgenlöser“ und „Spender der Fröhlichkeit“. Das Trinkgelage galt vielen als Ort des otium, der entspannten Muße. Ein Trinkkönig gab die Regeln vor, wie etwa „aut bibat aut abeat“ – entweder trinken oder weggehen.

Zudem gab dieser vor, in welchem Verhältnis der Wein mit Wasser zu mischen sei und die Anzahl der Trinkeinheiten, die jeder in einem Zuge zu leeren hatte. Ungemischten Wein (merum) zu trinken, galt in der Antike als barbarisch oder als Indiz für Alkoholismus. Der rex bibendi (Trinkkönig) erteilte manches Mal auch recht verrückte Gesetze, wie etwa einen guten Viertelliter ex zu trinken – aber das Gemisch aus Wasser und Wein im Krug (crater) war dabei meist so, dass das Trinkgelage nicht damit abrupt ein Ende fand.

Trinksprüche – Wer trinkt hat auch gut Reden!

Das traf auf die Römer zu! Bei einem Gelage (comissatio) war es üblich, Trinksprüche auf die Gesundheit der Mittrinker auszusprechen (propinare „zutrinken). Die schlichtesten Formeln waren bene tibi oder bene te (es gehe dir gut!), vivas (du sollst leben!) und zum Wohl! Der Freundin konnte man auch mit einem bene dominae (der Herrin zum Wohl!) zuprosten.

Krug-Terra sigillataDer Trinkspruch konnte sich auch auf die Gesundheit des Kaisers oder anderer, nicht anwesender Personen, beziehen. Bei einer besonderen Variante des Trinkspruchs waren so viele kleine Becher zu leeren, wie der Name des Gefeierten Buchstaben hatte. Auch auf zahlreichen erhaltenen Bechern finden sich trinkspruchartige Aufschriften – beispielsweise salus! (Gesundheit), hilaris vivas (lebe heiter) oder bibe, vivas multis annis: trink und lebe viele Jahre!

Römische Trinkgelage: spielten Brechmittel eine Rolle?

Aber ja! Bei Seneca heißt es: „Vomunt, ut edant, ut vomant.“ Übersetzt: „Sie erbrechen sich, um zu essen; sie essen, um sich zu erbrechen.“ Er beschreibt damit prägnant auf den Punkt gebracht eine Unsitte der römischen Welt, die auf viele genauso abstoßend wie faszinierend wirkt.

Tatsächlich gab es Schlemmer und Trinker, die zum Federkiel oder anderen Brechmitteln griffen, um ihren vollgefressenen Magen zu erleichtern und ihn zugleich für eine neue Völlerei aufnahmefähig zu machen. Dennoch waren sie selbst innerhalb der wohlhabenden Schicht, die sich so etwas überhaupt leisten konnte, eine Minderheit. Für die meisten Menschen war es großes Glück, überhaupt jeden Tag satt zu werden.

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