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Römer Lexikon A-Z

Antike: Der Hochzeitstag

Der Hochzeitstag

Die Tür zum Brauthaus wurde in der Antike bei den Römern mit weißen Tüchern verhangen und mit Blumengirlanden am Tag der Hochzeit geschmückt.

Blumengirlande
Putti mir Blumengirlande – via wikicommons (gemeinfrei).

Der Schleier der Braut ist orangerot, safrangelb leuchtet das „flammeum“, die übliche Kleidung der Frau des „flamen“, welcher Scheidung verboten ist. Das Brautkleid ist eine weiße Tunika zum Zeichen der Jungfräulichkeit. Die Haare der Braut sind aufgetürmt – eine Frisur, die an die Haartracht der Vestalinnen erinnert. Eine Haarnadel hält die aufgetürmte Pracht zusammen und symbolisiert die Unterwerfung der Frau unter ihren Bräutigam – der Stab erinnert an den Raub der Sabinerinnen. Als Fruchtbarkeitssymbol trägt die Braut einen Verbenen-Kranz. Der Gürtel aus Wolle, den die Braut um die Hüften geschlungen trägt, ist Zeuge ihrer Schamhaftigkeit.

Hochzeitstag: Die Zeremonie

Beide, Braut und Bräutigam setzen sich für die Hochzeitszeremonie auf einen Sessel, der mit dem Fell eines Opferlammes bedeckt ist. Beide tragen einen Schleier. Der Oberpriester opferte nun den Göttern Milch und Honigwein. Dann reichte er den Brautleuten den „far“, den heiligen Kuchen. Er legte ihre Hände ineinander und traute die Frau ihrem Mann an. Dieser solle, so der Oberpriester, ihr Vater, ihr Lehrer und ihr vertrauter Freund sein.

Blumengirlande
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Gegen Ende des Tages wurden die frisch Vermählten zur Wohnung des Gatten geführt. Bevor die Frau das elterliche Haus verließ, nahm ihr Vater die Auspizien. In Erinnerung an den Raub der Sabinerinnen, wurde gespielt, dass dem Vater die Braut sodann gewaltsam entrissen wurde. Kinder begleiteten die Frau auf ihrem Weg zum Zeremoniell. Mit einer Weißdornfackel läuft eines der Kinder vorweg und vertreibt damit das Unheil. Die beiden anderen Kinder halten die Frau an der Hand. Dahinter laufen auch Kinder, die alle Utensilien für den häuslichen Gebrauch im Gepäck habe: eine Spindel, einen Spinnrocken und einen gefüllten Korb. Den Fackelschein für den Umzug zum neuen elterlichen Haus des Bräutigams geleiteten vier verheiratete Frauen mit Fackeln aus Kiefernholz. Durch Scherze und anzügliche Witze heiterten am Wegesrand junge Leute und Schaulustige den Geleitzug auf. Am Eingang des Hauses schließlich erwartete der Bräutigam traditionell seine Braut und wollte von ihr wissen: „Wer seid ihr?“ Ihre Antwort: „Ubi tu Gaius, ego Gaia.“ (Wo du Gaius bist, will ich Gaia sein). Zeichen und Symbol der Reinheit folgten: Man reichte der Braut eine Fackel und Wasser und sie bespritzte die Fackel mit einigen Tropfen. Nun trugen die Begleiterinnen die Braut über die Schwelle. Ihr Fuß durfte die Schwelle, die der Göttin Vesta der Jungfräulichkeit geweiht war, nicht berühren.

Hochzeitstag: Feier über den Tag hinaus!

Nun ging es zu einem üppigen Mahl, an dem die gesamte Familie teilnahm. Am Ende der Feierlichkeiten führten einige ältere Frauen die Braut zum Ehebett. Auf einer Estrade aus Elfenbein steht dieses und ist mit purpurnen Tüchern verhängt. Und auch am Tag danach feierten die Römer! Zum „repotia“, einem erneuten Mahl, versammeln sich wieder alle. Von da an überließ man die Vermählten sich selbst …

Quelle: Paul Werner, „Leben und Liebe im alten Rom“, Bertelsmann, 1977.